(Wien, 09.02.2024) - Ob Gen Z oder Gen Y - die junge Generation der Zahnärzt:innen wird immer häufiger untersucht, um das Berufsbild der Zukunft zu spezifizieren. Der Grund: Die beruflichen Entscheidungen der Jungen werden die künftige zahnmedizinische Versorgung prägen, betont Buchautorin Nele Kettler. Es wird auch analysiert, welchen Berufspfad die Jungen wählen: Steht für sie die Selbständigkeit im Vordergrund oder doch eher eine Anstellung? Fakt ist, erklärt der Niederlassungsreferent der Landeszahnärztekammer für Wien, Christoph Andersson, dass eben die Selbständigkeit bei Absolvent:innen der Zahnmedizin eine eher untergeordnete Rolle spielt, ja sogar eher abschreckend zu sein scheint.
Darauf hat die Landeszahnärztekammer auch mit Initiativen wie OrdiCheck für den Informationsaustausch zwischen Ordinationsübergeber und -übernehmer oder Jobsharing NEU reagiert. Erfolgreich – wie sich zeigt – konnten damit Jungzahnärzt:innen in den Ordinationsalltag eingeführt werden. „Gerade am Anfang ist die Lernkurve besonders hoch und man muss sich erst an das deutlich schnellere und effizientere Arbeiten gewöhnen“, berichtet Lydia Gamauf, die in verschiedenen Ordinationen gearbeitet hat und somit „sanft in die Selbstständigkeit“ gewechselt ist.
Die Basis für den Start ins Berufsleben bildet zunächst die Eintragung in die Zahnärzteliste. Insgesamt 165 Neueintragungen wurden 2022 vorgenommen, davon 83 auf Grundlage von Diplomen an Wiener Universitäten. Damit verbunden ist die Berechtigung zur Ausübung des zahnärztlichen Berufes in Österreich – und die Entscheidung hinsichtlich der Erwerbstätigkeit: selbständig, angestellt oder zunächst vertretend? Dabei bleibt Anteil der niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte in Wien weiterhin führend gegenüber jenen, die als Wohnsitzzahnärzt:in oder in einem Angestelltenverhältnis tätig sind. Dies nicht zuletzt aufgrund der begrenzten Möglichkeiten einer Anstellung.
Gleichbleibende Aspekte der Berufswahl
Wird sich auch der zahnärztliche Beruf durch den medizinischen Fortschritt wie Künstliche Intelligenz oder Digitalisierung verändern, so werden doch weiterhin medizinische, handwerkliche und soziale Aspekte Berufswahl und Rollenverständnis, bestimmen – und in manchen Fällen zudem die familiäre Sozialisation. „Ich möchte mit Menschen arbeiten, aber auch handwerklich im medizinischen Umfeld tätig sein – genau das lässt sich in der Zahnmedizin gut verwirklichen“, so Jungzahnärztin Marina Andersson. Und weiter: „Der Beruf ist bei uns zu Hause stets präsent und positiv besetzt gewesen: Sowohl mein Großvater, ein Zahntechniker, als auch mein Vater, ein Zahnarzt, haben ihren Beruf immer sehr gerne und mit viel Engagement ausgeübt.“ Gamauf ergänzt: „Es ist ein sehr sozialer Beruf mit vielen spannenden Facetten. Aus meiner Sicht stehen die Patient:innen mit ihren Wünschen und Ängsten im Vordergrund.“ Auch die ersten Monate im Beruf bleiben wie schon für frühere Generationen herausfordernd. „"Der Umstieg vom Studentenleben in den Arbeitsalltag war ebenso fordernd wie lehrreich", erinnert sich Gamauf.
Und was raten nun die jungen Zahnärztinnen ihren nachfolgenden Generationen? „Empathie und handwerkliches Geschick sind zentrale Aspekte der Zahnmedizin. Doch ebenso wichtig ist es, betriebswirtschaftliche Beratung zu suchen, und aus der Erfahrung der älteren Kolleg:innen zu lernen.“ Andersson rät: „Nicht bis zum Ende des Studiums warten, bis man sich um die Anforderungen, die mit dem Berufseinstieg verbunden sind, ansieht.“
Drei Fragen an Jungzahnärztinnen:
(1) Was war die größte Hürde im Studium?
Gamauf: Mit Sicherheit die Aufnahmeprüfung - MedAT.
Andersson: Die finanzielle Abhängigkeit in den letzten zwei Jahren während des 72-Wochen-Praktiums.
(2) Womit hatten Sie bei Berufseintritt zu kämpfen?
Andersson: Es war schwierig, einen Überblick über die verschiedenen Punkte zu bekommen, die erledigt werden müssen, über die anfallenden Kosten und die notwendigen Versicherungen, sodass ich überhaupt abschätzen konnte, wo ich arbeiten und welchen Verdienst ich realistischerweise erwarten kann.
Gamauf: Für mich persönlich war der Umstieg vom Studenten- ins Berufsleben die größte Herausforderung – vor allem, weil das Arbeiten ganz anders war, als wir es bisher gewohnt waren.
(3) Wo kann die Landeszahnärztekammer die jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte noch unterstützen?
Gamauf: Die Landeszahnärztekammer unterstützt uns bereits sehr gut mit Orientierungs- und Serviceangeboten wie der Jobbörse. Dieser Service erleichtert uns den Einstieg ins Berufsleben. Wünschenswert wäre es, dass wir am Ende des Studiums noch intensiver vonseiten der Kammer informiert würden.
Andersson: Ja, ich würde mir auch am Ende des Studiums einen intensiveren Austausch und mehr Präsenz der Kammer wünschen, um vor allem die betriebswirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Unsicherheiten zu nehmen.